Brass Group

Lohfelden entführt Punkt aus Dreieich

Trotz großer Überlegenheit kam der SC Hessen Dreieich im letzten Spiel des Jahres gegen den FSC Lohfelden nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Den Führungstreffer der Gäste durch Azizi konnte Fiorentino in der 85. Minute ausgleichen.

Den Jahresabschluss haben sich die Verantwortlichen in Dreieich sicher anders vorgestellt. Anstatt des standesgemäßen Dreiers musste sich der Tabellenführer der LOTTO Hessenliga gegen die abstiegsbedrohten Gäste aus Lohfelden mit einem Punkt begnügen.

Rudi Bommer veränderte seine Startformation im Verglich zur Vorwoche auf einer Position: Für den verletzten Toni Reljic rückte Routinier Youssef Mokhtari erwartungsgemäß in die erste Elf. Lohfeldens Coach Otmar Velte stellte sein Team dagegen auf drei Positionen um. Für Heussner, Kuehne und D‘Agostino kamen Üstün, Azizi und Beyer zum Zug.

Die Rollen am Bürgeracker waren klar verteilt. Dreieich legte mit großer Entschlossenheit los und kam schon in den ersten Minuten zu zahlreichen Abschlüssen. Alleine Mokhtari hätte mit seinen Gelegenheiten in der 2., 3. und 7. Minute für klare Verhältnisse sorgen können. Spätestens Alikhils Direktabnahme in der 14. Minute hätte die Führung der Gastgeber bringen müssen, sein Schuss aus zentraler Position strich jedoch wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

Knapp 20 Minuten lang war von der Offensive der Gäste überhaupt nichts zu sehen, als der erste gefährliche Angriff sogleich die Führung der Lohfelder brachte: Ein Konter über die rechte Seite landete über zwei Stationen bei Bilal Azizi, der völlig frei vor Alexander Loch zum Abschluss kam und problemlos zum 1:0 aus Sicht der Nordhessen einschieben konnte. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, anstatt eine komfortable Führung zu verwalten, lief die Bommer-Elf nun einem Rückstand hinterher.

Dreieich zeigte sich geschockt und versuchte in der Folge mit dem Kopf durch die Wand zu brechen. Lohfelden gelang es in dieser Phase besser, die Lücken in der eigenen Abwehr zu schließen und die Gastgeber auflaufen zu lassen. Trotz 65 Prozent Ballbesitz und teils sehr ansehnlichen Kombinationen schaffte es der Tabellenführer in der ersten Halbzeit nicht mehr, entscheidend in die Gefahrenzone zu kommen. Vereinzelte Abschlüsse verpufften wirkungslos.

Der zweite Durchgang begann wie der erste: mit Dreieicher Dominanz. Zunächst ging ein Talijan-Kopfball in der 47. Minute knapp über die Latte, dann verfehlte Alikhil in der 53. Minute nach einer sehenswerten Kurzpass-Stafette um Zentimeter den verdienten Ausgleich. Zwei Minuten später fand eine Mokhtari-Ecke den freistehenden Ljubisa Gavric am zweiten Pfosten, der den Ball im Fallen aber nicht präzise genug treffen konnte und das Spielgerät etwa zwei Meter über das Tor bugsierte.

Um ein Haar hätte Lohfelden diese Nachlässigkeiten bestraft. In der 58. Minute wurde Serdar Bayrak zentral in Szene gesetzt. Der 31-Jährige konnte sich die Ecke aussuchen, schoss den Ball aber knapp rechts am Tor vorbei. Ein 2:0 zu diesem Zeitpunkt wäre wohl einer Vorentscheidung gleichgekommen, da das Gäste-Tor auch in der Folge wie vernagelt schien. So landete ein Mokhtari-Freistoß aus 25 Metern Torentfernung in der 65. Minute auf dem Tornetz, bevor der 37-Jährige aus gleicher Distanz auf der linken Seite mit einem präzisen Diagonalschuss ins Torwarteck den Pfosten traf (71.).

Es ging offenbar mit dem Teufel zu und dem Publikum im Hahn Air Sportpark dämmerte, dass das Spiel heute wohl auch drei Stunden lang gehen könnte, ohne dass die Gastgeber ein Tor erzielen würden. In der 79. Minute scheiterte Lagator am linken Fünfmeterraum-Eck an der Fußabwehr von Keeper Andre Schreiber. In der 80. Minute verzog dann Talijan von rechts kommend knapp.

Auf der Gegenseite versäumte Lohfelden in der 83. Minute den Sack zuzumachen: Ein Konter über die rechte Seite landete bei Emre Bicer, dessen Schussversuch aber in letzter Sekunde geblockt werden konnte. Mit diesem Glücksmoment im Rücken startete Dreieich seine Schlussoffensive und wurde in der 85. Minute endlich belohnt: Der eingewechselte Daniele Fiorentino kam am rechten Strafraumeck in Ballbesitz, fackelte nicht lange und nagelte das Leder diagonal zum hochverdienten 1:1 in die Maschen.

Nun setzte der Spitzenreiter alles auf Sieg und hätte durch Khaibar Amani in der Nachspielzeit sogar fast den erlösenden Treffer erzielt. Der afghanische Nationalspieler verpasste die Hereingabe aus dem rechten Halbfeld jedoch um Haaresbreite. So blieb es beim 1:1, das sich Lohfelden aufgrund seiner aufopferungsvollen Abwehrarbeit auch verdient hatte. Der SC Hessen Dreieich kann seinen Ausrutscher angesichts von nunmehr zwölf Punkten Vorsprung auf Stadtallendorf sicherlich verkraften und entspannt in den wohlverdienten Winterurlaub fahren.

 

Stimmen zum Spiel:

Otmar Velte (Trainer FSC Lohfelden): „Für uns war es ein sehr, sehr schweres Spiel. Wir haben insgesamt auf zehn Stammspieler verzichten müssen. Wenn uns vor dem Spiel jemand gesagt hätte, dass wir hier ein 1:1 holen, dann hätten wir alle gejubelt. Wir haben wirklich aufopferungsvoll gekämpft, gehen glücklich mit 1:0 in Führung, das muss man ganz klar so sagen. Der Gegner hatte natürlich Chancen en Masse. Wenn wir eine von unseren Kontermöglichkeiten machen, können wir hier sogar überglücklich mit einem 2:1 nach Hause fahren. Aber wie es dann so ist: Du machst dann diese Tore nicht und der Gegner ist so spielstark und steht auch nicht umsonst da oben. Wir nehmen diesen Punkt liebend gerne mit und ich kann meiner Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen.“

Rudi Bommer (Trainer SC Hessen Dreieich): „Wir hatten in den ersten 20 Minuten richtig gute Möglichkeiten, da musst du das 1:0 setzen. Dann muss der Gegner ein bisschen aufmachen, du kriegst mehr Räume und es wird ruhiger. Wir waren aber gedanklich ein bisschen von der Rolle, haben wohl gedacht, da passiert schon nichts. Beim Gegentor stehen wir viel zu weit weg. Danach haben wir uns sehr schwer getan, haben einige Leichtsinnsfehler gespielt. Gerade das, was uns stark macht, unser Kurzpassspiel und das Spiel über außen, ist heute nicht so gelaufen. In der zweiten Hälfte hätte Lohfelden den Sack zumachen können, das haben sie versäumt. Das hat uns wieder zurück gebracht und dann haben wir zum Glück noch das Tor gemacht. Es ist schade, weil sicher schon stärkere Gegner hier waren. Auch wenn sich Lohfelden das verdient hat, sind das für mich verschenkte Punkte.“