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Bruchlandung in Seligenstadt

Der SC Hessen Dreieich hat im Rennen um die Meisterschaft in der LOTTO Hessenliga eine überraschende Niederlage einstecken müssen: Gegen die Sportfreunde Seligenstadt kam der Tabellenführer mit 0:4 unter die Räder.

Wer am späten Nachmittag des 8. April die Ergebnisse der LOTTO Hessenliga nachgeschlagen hat, dürfte seinen Augen einen Moment lang nicht getraut haben. Immerhin wäre es das erste Mal in dieser Spielzeit, dass der SC Hessen ohne eigenen Torerfolg geblieben wäre und noch dazu mehr Gegentore kassiert hätte, als in irgendeinem Spiel davor. Doch es hat alles seine Richtigkeit: Die Sportfreunde Seligenstadt haben den Coup des Tages gelandet und gegen den Tabellenführer einen Kantersieg eingefahren.

Rudi Bommer veränderte sein Team im Vergleich zur Vorwoche auf einer Position: Khaibar Amani erhielt im Sturmzentrum den Vorzug vor Tino Lagator. Lars Schmidt vertraute seinerseits der gleichen Startelf wie schon gegen Rot-Weiss Frankfurt. Auch Keeper Daniel Duschner konnte trotz seiner genähten Platzwunde aus dem letzten Spiel mit einem Kopfverband auflaufen.

In Dreieich hatte man vor der Auswärtsfahrt nach Seligenstadt bereits zu höchster Konzentration gemahnt und mit Blick auf den mühsamen Sieg im Hinspiel ein erneut hartes Stück Arbeit erwartet. Dass Seligenstadt tags zuvor bekanntgab, eventuell freiwillig aus der Hessenliga abzusteigen, machte die Ausgangslage nur noch unberechenbarer. Und tatsächlich zeigten die Gastgeber von Beginn an eine engagierte Leistung und konnten auch die erste Chance des Spiels für sich verbuchen, die Marius Löbig allerdings nicht verwerten konnte.

Mitte der ersten Halbzeit schien Dreieich dann besser ins Spiel zu finden und kam der Führung auch nahe. Doch Alikhil, Weiss und Talijan scheiterten entweder am Keeper, oder zielten nicht genau genug. Als Mokhtari kurz darauf zwar einnetzte, jedoch wegen eines vorangegangenen Stürmerfouls zurückgepfiffen wurde, schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Knoten platzen würde. Statt beim Tabellenführer tat er dies jedoch bei den Gastgebern: Binnen fünf furioser Minuten gingen die Sportfreunde durch Philipp Hochstein in Führung (32.) und schraubten diese durch Kevin Hillmann (34.) und Marius Loebig (37.) auf 3:0 hoch.

Die Dreieicher wussten nicht, wie ihnen geschah und hatten auf die schnell getakteten Nackenschläge keine Antwort parat. Die Pause konnte nicht schnell genug kommen, doch wer nach Wiederanpfiff mit der Aufholjagd des Favoriten rechnete, musste sich eines Besseren belehren lassen. Nur drei Minuten im zweiten Durchgang waren gespielt, da schlug Seligenstadt in Person von Patrick Hofmann zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt erneut zu und zog dem SCHD damit endgültig den Zahn (48.).

Der Rest war Wille und Kampfgeist. Dreieich versuchte sich auf seine spielerische Klasse zu besinnen, biss sich aber ein ums andere Mal an den zäh kämpfenden Gastgebern die Zähne aus. Spätestens als der eingewechselte Jörn Kohl nach etwas mehr als einer gespielten Stunde mit seinem Kopfball nur Aluminium traf, war auch dem letzten der rund 200 Zuschauer klar, dass Dreieich an diesem gebrauchten Tag vermutlich noch drei weitere Stunden spielen könnte, ohne ein Tor zu erzielen.

Während Seligenstadt durch den 4:0-Sieg einen Riesenschritt in Richtung des sportlichen Klassenerhalts gemacht hat (der unabhängig von der Entscheidung über die Zukunft des Vereins als Ziel ausgegeben wurde), ist die Situation an der Tabellenspitze nun wieder völlig offen. Sowohl Eintracht Stadtallendorf als auch Rot-Weiss Frankfurt konnten ihre Spiele gewinnen und sitzen den Dreieichern nun wieder im Nacken. Am Donnerstag, den 13. April geht es für den SC Hessen mit dem Heimspiel gegen den KSV Baunatal weiter.

(mb)