Brass Group

Rot-Weiss triumphiert im Topspiel

Nackenschlag für den SC Hessen Dreieich: Im Spitzenspiel der LOTTO Hessenliga verschlief die Bommer-Elf gegen Verfolger Rot-Weiss Frankfurt den ersten Durchgang komplett und verlor am Ende mit 2:4.

Rudi Bommer sah sich im Vorfeld der Partie gezwungen, seine siegreiche Elf aus dem Vellmar-Spiel auf einer Position zu verändern: Der bereits angeschlagene Youssef Mokhtari verletzte sich beim Aufwärmen und wurde durch Danny Klein ersetzt, der nach langer Verletzungspause und zwei Kurzeinsätzen sein Startelf-Comeback feierte. Daniyel Cimen auf Seiten der Frankfurter stellte ebenfalls einmal um: Damir Topcagic verdrängte Marko Kopilas aus der Anfangsformation.

Die Partie, die aufgrund des Dreieicher Dauerregens kurzfristig auf den Kunstrasenplatz im Hahn Air Sportpark verlegt werden musste, versprach aufgrund der Offensivstärke beider Teams ein Fest fürs Auge zu werden. Und tatsächlich bekamen die 390 Zuschauer am Bürgeracker schon im ersten Durchgang ein Feuerwerk geboten, allerdings nur von einer Mannschaft. Die Gäste aus Frankfurt drehten schon nach neun Minuten richtig auf und setzten nach einem fatalen Querpass von Dreieichs Julian Dudda den ersten Stich: Cem Kara sagte danke, fackelte nicht lange und platzierte seinen Schuss von der Strafraumgrenze präzise im Netz der Dreieicher.

Wer nun eine Antwort der heimstarken Gastgeber erwartete, sah sich getäuscht. Das Spiel machten die „Roten“ – und wie: In der 23. Minute tankte sich Andre Fliess durch die komplette Dreieicher Hintermannschaft und behielt im Strafraum die Nerven. Sein Schuss schlug unhaltbar rechts unten im Kasten von Maurice Paul zum 2:0 ein. Dreieich, meilenweit vom gewohnt sicheren Kombinationsspiel entfernt, war völlig verunsichert und konnte kaum Entlastung schaffen. In der 31. Minute hätte Cem Kara um ein Haar weiter erhöht, konnte den Ball im Fünfmeterraum allerdings nicht kontrollieren. Drei Minuten später machte es der 22-Jährige allerdings besser: Alikhil verlor das Mittelfeld-Duell gegen gegen Akgoez, der den Ball mitnahm und aus vollem Lauf gegen den linken Torpfosten nagelte. Den Nachschuss versenkte Kara dann mit etwas Glück zum 3:0 (34.).

In der 39. Minute dann das erste Lebenszeichen der Hausherren: Loris Weiss wurde mit einem langen Ball in den Strafraum geschickt, bezwang Torhüter Ioannis Takidis doch ein Frankfurter konnte gerade noch per Kopf auf der Linie klären. Anstelle des Signals zum Aufbruch folgte eine Minute später aber der nächste Nackenschlag für die Dreieicher: Danny Klein sah in der 40. Minute seine zweite gelbe Karte und wurde folgerichtig von Schiedsrichter Joshua Herbert zum Duschen geschickt. In Überzahl und mit dem Momentum im Rücken, nutzte Rot-Weiss die Gunst der Stunde und erhöhte noch vor der Pause durch Patrick Barnes auf 4:0 (44.).

Die Kabinenansprache dürfte nicht allzu behutsam ausgefallen sein, jedenfalls präsentierte sich der SC Hessen im zweiten Durchgang trotz Unterzahl wesentlich aufgeräumter. Rudi Bommer stellte taktisch um und gab der Zentrale dadurch mehr Stabilität. Die erste Chance hatten allerdings die Frankfurter unmittelbar nach Wiederanpfiff: Christian Pospischils Schuss aus zentraler Position segelte jedoch über das Tor. Dann endlich ein Paukenschlag der Gastgeber: In der 48. Minute vollendete Loris Weiss den ersten gelungenen Angriff über die linke Seite mit einer Direktabnahme ins linke Toreck zum Anschlusstreffer. Fortan zeigte die Bommer-Elf ihr eigentliches Gesicht, übernahm die Kontrolle über das Spiel und erarbeitete sich gute Chancen, darunter ein Freistoß von Alikhil an die Querlatte (53.).

Trotz der sichtbaren Leistungssteigerung blieben die Bemühungen der Dreieicher, weitere Treffer zu erzielen, die längste Zeit Stückwerk. Lagator (58./74.), Alikhil (76.) und Weiss (79.) wussten ihre aussichtsreichen Gelegenheiten nicht in zählbares umzumünzen. Rot-Weiss konnte es sich erlauben, drei Gänge zurückzuschrauben und hätte selbst auch noch durch Kara ein weiteres Tor erzielen können (59.). Lagators Treffer in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 2:4-Endstand kam zu spät, um dem Spiel noch einen anderen Dreh zu geben. Aufgrund einer völlig verkorksten ersten Hälfte verpasste es der SC Hessen somit, sich wieder an die Spitze der LOTTO Hessenliga zu kämpfen. Stattdessen gibt es drei Spieltage vor Schluss einen echten Dreikampf um die Meisterschaft: Eintracht Stadtallendorf, Hessen Dreieich und Rot-Weiss Frankfurt werden den Champion unter sich ausmachen.

 

Stimmen zum Spiel:

Daniyel Cimen (Trainer Rot-Weiss Frankfurt): „Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit hier wirklich eine tolle Auswärtspartie abgeliefert haben. Wir hatten zunächst ein wenig Bedenken wegen des engen Platzes, wollten aber trotzdem mit viel Risiko und Mut hinten heraus spielen. Das haben die Jungs in der ersten Halbzeit klasse gemacht. Ich glaube, dass wir zur Halbzeit verdient geführt haben. Was dann in der zweiten Halbzeit passiert ist, ist für mich unerklärlich. Wir haben einen sichergeglaubten Sieg arg gefährdet und das gegen eine Mannschaft, die mit einem Mann weniger aufgetreten ist. Das müssen wir klar ansprechen und analysieren. Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden und alles in allem ist es auch ein verdienter Sieg.“

Rudi Bommer (Trainer SC Hessen Dreieich): „Daniyel hat recht. Das ist ein verdienter Sieg. Wir waren in der ersten Halbzeit nicht auf dem Platz. Da hat Rot-Weiss mit uns gemacht was sie wollten. Wir sind immer nur hinterhergelaufen, unser eigenes Spiel, das die Mannschaft ausgezeichnet hat, war nicht vorhanden. Dazu haben wir noch wirklich krasse Patzer gespielt, wie vor dem 0:1. Dann hatte die Mannschaft große Probleme, es war auch schwer von außen Zugriff auf die Mannschaftsteile zu kriegen. Das haben wir in der Halbzeit korrigiert. Gerade durch den Platzverweis haben wir zwei Viererketten gestaffelt und haben das Zentrum wesentlich besser zugekriegt als in der in der ersten Halbzeit. Dann haben wir eine wesentlich bessere zweite Halbzeit gespielt. Wir hatten neben der zwei Tore noch die eine oder andere gute Möglichkeit, die muss man dann einfach besser nutzen. Dann kann man das Ergebnis auch noch ein wenig kaschieren. Aber es wäre im Endeffekt vom ganzen Spielverlauf her unverdient gewesen. Somit geht die Partie ganz klar an Rot-Weiss.“

 

(mb)