Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo Lagator her: Der SC Hessen Dreieich ist dank eines Treffers des kroatischen Torjägers in allerletzter Sekunde als Sieger aus der Partie gegen Viktoria Griesheim hervorgegangen. Da Eintracht Stadtallendorf zeitgleich in Lohfelden unterlag, hat die Bommer-Elf zwei Spieltage vor Schluss die alleinige Tabellenführung in der LOTTO-Hessenliga zurückerobert.
Das Trainergespann Rudi Bommer und Ralf Weber musste vor dem Spiel eine Reihe von Ausfällen kompensieren. Zusätzlich zu den schon länger verletzten Reljic, Amiri, Grundler und Schneider standen gegen Griesheim auch noch Amani (Knöchel), Mokhtari (Leiste) und Klein (Sperre) nicht zur Verfügung. Angesichts des ausgedünnten Kaders und als Reaktion auf die Niederlage gegen Frankfurt, wurde die Mannschaft entsprechend auf einigen Positionen umgestellt: Jivan rückte für Paul zwischen die Pfosten, Gavric ersetzte Dudda in der Innenverteidigung, Di Maria kam für Klein und Lagator stürmte an Stelle von Amani. Darüber hinaus rückte U-19-Talent Loris Lang in den Kader.
Der SCHD erwischte den besseren Start und dominierte die Anfangsviertelstunde. Erstmals gefährlich wurde es in der 3. Minute, als sich Lekaj über links durchsetzte, dessen Flanke aber von Torjäger Lagator im Zentrum nur knapp verpasst wurde. Vieles lief zu Beginn über die linke Seite, die mit Kohl und Lekaj den Gastgeber immer wieder vor Probleme stellte.
Nach ca. 15 Minuten wurde das Spiel etwas offener und die Hausherren kamen ebenfalls zu ihrer ersten Chance, Stork traf jedoch nur das Außennetz (16.). Die nächste Aktion hatten wieder die “Hessen”: Alikhils Pass in die Schnittstelle der Griesheimer Abwehr landete zielsicher bei Di Maria, dessen Lupfer jedoch klar über das Gehäuse flog.
Ein Tor schien in der Luft zu liegen. Alikhil war nach gut einer halben Stunde einen Schritt zu spät, als er direkt am rechten Pfosten eine der vielen Hereingaben Lekajs um Haaresbreite verpasste. Kurz darauf war Torhüter Jivan nach einem verunglückten Rückpass von Gavric zur Stelle und bewahrte sein Team vor dem Rückstand (32.). Acht Minuten später konnte er den Gegentreffer aber nicht mehr verhindern: Stork nutzte einen Ausrutscher der SCHD-Defensive aus und netzte zur etwas glücklichen Führung der Gastgeber ein (40.).
Wieder war Dreieich eigenen individuellen Fehlern zum Opfer gefallen. Diesmal gelang es jedoch, die Scharte umgehend auszuwetzen: Nur drei Minuten nach dem Rückstand rollte ein Angriff über die rechte Seite. Der Ball gelangte in den Rückraum, wo Alikhil sich nicht zweimal bitten ließ und zum lebenswichtigen 1:1 ausgleichen konnte (43.). Mit diesem Spielstand ging es in die Halbzeit.
Im zweiten Durchgang sahen die knapp 200 Zuschauer ein offenes Match, in dem der SCHD zwar das spielerisch stärkere Team stellte, jedoch zu selten zum Abschluss kam. Griesheim hätte die Partie mehrfach mit einem der vielen gefährlichen Konter zu seinen Gunsten entscheiden können. Oftmals agierte die Viktoria aber im letzten Moment zu umständlich oder fand in Jivan seinen Meister, der mit einer Glanzparade den erneuten Rückstand vereiteln konnte (71.).
Rudi Bommer rannte die Zeit davon, einen erneuten Ausrutscher im Titelkampf konnte sich sein Team nicht mehr leisten. Entsprechend wurde das Risiko erhöht und die Viererkette aufgelöst. Als erste Maßnahme kam Fiorentino für Innenverteidiger Gavric um den Druck weiter zu erhöhen. Die Schlussminuten gerieten dann zu einem einzigen Nervenspiel. Der “lange” Talijan schaltete sich ins Sturmzentrum ein, um seine Kopfballstärke einzubringen. Dieser Zug erwies sich als goldrichtig, denn in der letzten Minute der Nachspielzeit war es tatsächlich Talijan, der eine Opper-Flanke per Kopf auf Lagator weiterleiten konnte, dem dann der Lucky Punch gelang (90+4).
Es war das emotionale Highlight eines teils hektischen und intensiven Spiels. Wie eng im Fußball alles zusammenhängt, lässt sich an dieser Partie bestens aufzeigen. Denn etwa zeitgleich zum Dreieicher Siegtreffer kassierte Tabellenführer Stadtallendorf in Lohfelden das Gegentor zur 1:2-Niederlage. Anstatt auf Platz drei durchgereicht zu werden und im Schlussspurt auf die Fehler von Eintracht und Rot-Weiss angewiesen zu sein, grüßt der SC Hessen vor den letzten zwei Spielen der Saison nun wieder von der Tabellenspitze und hat alles selbst in der Hand.
Die Meisterschafts-Entscheidung kann bereits am nächsten Spieltag fallen. Am Freitag, den 12. Mai legt der SC Hessen Dreieich gegen Rot-Weiß Darmstadt um 19:30 Uhr im Hahn Air Sportpark vor.
(mb/sg)