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Dreieich ist Hessenmeister!

Es ist vollbracht: Am Ende einer Saison, die alle Erwartungen übertroffen hat, gewinnt der SC Hessen Dreieich die Meisterschaft in der LOTTO Hessenliga. Gegen den FSC Lohfelden reichte der Bommer-Elf am letzten Spieltag ein 0:0-Unentschieden. Damit ist der größte Erfolg in der noch jungen Vereinsgeschichte unter Dach und Fach.

Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss, sagt der Volksmund. So oder so ähnlich könnte man auch den Auftritt des SC Hessen Dreieich beim FSC Lohfelden zusammenfassen. Das torlose Unentschieden war sicher nicht die beste Saisonleistung, angesichts des Drei-Punkte-Vorsprungs im Vorfeld aber völlig ausreichend , um die ereignisreiche Saison zu vergolden.

Rudi Bommer und Ralf Weber schickten die gleiche Startelf ins Rennen, die zuletzt beim 4:0 gegen Rot-Weiß Darmstadt überzeugt hatte. Neu war dagegen die taktische Ausrichtung: Befreit vom Zwang das Spiel machen zu müssen, wurde die erste Angriffsreihe nach hinten gezogen und die Priorität  auf Kompaktheit im Mittelfeld gesetzt. Da Lohfelden allerdings selbst defensiv ausgerichtet war und dem Tabellenführer die Initiative überließ, ging der erste Teil des Plans nicht so auf, wie gewünscht.

Die blau gekleideten Gäste machten also das Spiel, wirkten aber von Beginn an nervös und ließen die gewohnte Sicherheit beim Kombinieren vermissen, wozu auch der Zustand des Rasens seinen Teil beitrug. Dafür griff die angestrebte Kompaktheit. Die Konsequenz: Beide Mannschaften neutralisierten sich im ersten Durchgang weitgehend und es kam mit Ausnahme von einem Weiss-Schuss nach 35 Minuten zu keinen nennenswerten Tormöglichkeiten.

Im zweiten Durchgang forderte Dreieich dann sein Glück heraus. Individuelle Fehler bei eigenem Ballbesitz und waghalsige Rückspiele gaben den Hausherren Auftrieb und hätten beinahe die Meisterschaft gekostet, wenn bei Ulusoys Abschluss nicht die Querlatte im Weg gestanden hätte (65.). SCHD-Torwarttrainer Volker Becker sprach nach dem Spiel von der „Angst des Siegers vorm gewinnen“. Eine treffende Beschreibung der Verkrampftheit in Halbzeit zwei. Da Paul Jivan im Gäste-Tor aber alles Weitere vereiteln konnte, brachte man den notwendigen letzten Zähler schlussendlich erfolgreich über die Ziellinie.

Im Anschluss brachen alle Dämme: Es wurde ausgelassen gefeiert, Bierduschen verteilt und Sprechchöre skandiert. Die lange Heimfahrt gestaltete sich feucht-fröhlich und zurück in Dreieich wurde bei einem gemeinsamen Abendessen das Erreichte gewürdigt. Gefeiert wurde übrigens auch in Stadtallendorf: Dank eines späten 2:0-Sieges über Viktoria Urberach und dem gleichzeitigen Patzer von Rot-Weiss Frankfurt in Lehnerz (2:3), konnte sich die Eintracht in letzter Sekunde auf den zweiten Platz vorschieben und, dank des Dreieicher Verzichts, den direkten Aufstieg in die Regionalliga besiegeln.

Stimmen:

Rudi Bommer (Trainer SC Hessen Dreieich)

…über das Spiel: „Heute waren ganz klar Nerven im Spiel. Zwei andere Mannschaften haben uns im Nacken gesessen und wir hatten mit Lohfelden einen starken Gegner vor der Brust, der mehr als einmal bewiesen hat, dass er das Zeug hat jeden zu schlagen. Wir wollten kompakt stehen und haben auch wenig zugelassen. Dass wir uns, wie so oft in der Rückrunde, durch eigene Fehler nochmal in Bedrängnis gebracht haben, war unnötig.

…über die Meisterschaft:

„Wir sind sehr glücklich, dass wir die Meisterschaft gewonnen haben. Das war vor der Saison nicht zu erwarten. Letztes Jahr haben wir noch um den Abstieg gespielt und ein Jahr später stehen wir ganz vorne – das ist etwas grandioses. Die Jungs sollen feiern, sollen das mitnehmen und dürfen das jetzt auch mal ausleben. Am Sonntag haben sie frei und dann gilt es, sich nochmal voll auf das Pokalfinale zu konzentrieren. Danach geht es ab in den Urlaub.“

…über die Bedeutung für sich persönlich:

„Auch wenn wir freiwillig auf den Aufstieg verzichten, ist er uns sportlich gelungen. Für mich ist das bereits das vierte Mal, mit vier verschiedenen Mannschaften, in die vier höchsten Ligen in Deutschland. Das ist schon etwas Besonderes. In jeder Spielklasse ist die Arbeit und das Umfeld anders. Hier ist alles sehr familiär, man hat engeren Kontakt zu Fans und Vereinsmitgliedern. Auch die sportliche Arbeit ist anders. Profis wissen genau wo sie stehen müssen und wie die verschiedenen Taktiken funktionieren. In der fünften Liga muss man als Trainer wesentlich mehr Hilfestellung leisten. Wir spielen zum Beispiel bereits einen ganz guten Ball nach vorne, vergessen dabei aber oft das Nachrücken. Da musst du als Trainer die Spieler immer wieder antelefonieren und manchmal 90 Minuten lang ins Spiel eingreifen.“

Ralf Weber (Co-Trainer SC Hessen Dreieich)

…über die schwere Rückrunde: „Nach der überragenden Hinrunde mit 9 Punkten Vorsprung hatten wir eine wirklich schwierige Rückrunde. Das begann schon damit, dass die Wintervorbereitung nicht optimal lief. Es gab viele Verletzungen und Krankheiten, so dass wir lange nur mit zehn, zwölf Mann trainieren konnten. Dann sind wir mit einer völlig unnötigen Niederlage in Ederbergland gestartet und der Vorsprung begann zu schmelzen. Dann kam die Nachricht nach dem Stadtallendorf-Spiel, dass wir auf den Aufstieg verzichten. Das gab schon einen Bruch, auch wenn wir das erste Heimspiel danach deutlich gewonnen haben. Man hat es gerade in den Situationen gemerkt, in denen wir unglücklich in Rückstand geraten sind, insbesondere Auswärts. Auch wenn wir dann gut weitergespielt haben, hat dieses allerletzte Bisschen gefehlt, das uns in der Hinrunde noch ausgezeichnet hat. Wir haben das als Trainer immer wieder eingefordert, aber es war schwer. Ich bin froh, dass wir uns trotz allem am Ende über die Ziellinie gerettet haben.“

(mb)