Brass Group

Effektivität schlägt Dominanz

Der SC Hessen Dreieich wartet in der LOTTO Hessenliga weiter auf den ersten Dreier. Gegen den TSV Lehnerz setzte es am Samstagnachmittag eine 1:2-Heimniederlage.

 Rudi Bommer und Ralf Weber stellten die Mannschaft im Vergleich zum Ederbergland-Spiel auf zwei Positionen um: Loris Weiss und Danny Klein starteten anstelle von Daniel Henrich (muskuläre Probleme) und Marc Schnier (Bank). Der TSV Lehnerz tauschte ebenfalls auf zwei Positionen und brachte Julian Pecks und Antonio Bravo-Sanchez für Pierre Mistretta und Kemal Sarvan.

Das Spiel, das aufgrund der vorangegangenen Regenfälle auf den schmalen und kurzen Kunstrasenplatz verlegt wurde, begann munter. Lehnerz stellte sich erwartungsgemäß nicht einfach hinten rein, sondern versuchte mit intensivem Pressing den Gegner im Spielaufbau zu stören und selbst in die Zone zu kommen. Nach nur drei Minuten mussten die Osthessen allerdings den ersten Nackenschlag hinnehmen: Alexander Reith, der sich bereits vor dem Anpfiff humpelnd vom Warmmachen in die Kabine schleppte, rauschte im Zweikampf mit Dreieichs Abwehrkante Denis Talijan zusammen und musste kurz darauf verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für ihn kam Jan-Niklas Jordan.

Dreieich übernahm fortan den Ball und erarbeite sich in der ersten halben Stunde eine Reihe ordentlicher Torchancen. Doch weder Zubayr Amiri (10.), noch Abassin Alikhil (11.), André Fließ (13.), Niko Opper (16.) oder Loris Weiss (24.) konnten daraus Kapital schlagen. Die beiden besten Chancen hatte der Hessenmeister in der 36. und 37. Minute: Zunächst nahm Weiss eine Flanke aus dem linken Halbfeld in vollem Lauf mit der Brust in den Strafraum und zog direkt ab. Der Schuss zischte allerdings knapp über das Gehäuse von Aykut Bayar. Unmittelbar darauf startete Danny Klein ein Dribbling in den Strafraum und legte zu André Fließ ab, der in zentraler Position freie Schussbahn hatte, jedoch den Abschluss mittig auf den Keeper setzte.

Das Warten auf den ersten Dreieicher Saisontreffer ging weiter und das Publikum unkte bereits alte Fußballweisheiten, als Lehnerz tatsächlich den Spielverlauf auf den Kopf stellte: In der 39. Minute zog Marcel Traegler einen Freistoß aus linker Position auf den kurzen Pfosten und überraschte SCHD-Torwart Pierre Kleinheider, der das Leder zwar gerade noch von der Linie kratzen, aber nicht festhalten konnte. Patrick Schaaf stand am Fünfmeterraum völlig blank und konnte zur TSV-Führung einschießen. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause.

Rudi Bommer reagierte und brachte Marc Schnier für Zubayr Amiri. Durschlagende Wirkung hatte der Wechsel allerdings nicht, Lehnerz verteidigte leidenschaftlich und setzte selbst immer wieder Nadelstiche. Dreieich wurde sichtlich ungeduldig, versuchte es mit der Brechstange und handelte sich gelbe Karten für Talijan und Weiss ein. Großchancen blieben derweil Mangelware. Die beste Möglichkeit der Gastgeber im zweiten Durchgang hatte Khaibar Amani in der 71. Minute nach Freistoßflanke von Alban Lekaj. Doch der afghanische Nationalspieler brachte keinen Druck auf den Kopfball und das Leder strich vorbei.

In der 74. Minute dann die Vorentscheidung: Fahrlässiger Ballverlust im Mittelfeld, Konter Lehnerz und Traegler ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Das 2:0 aus Sicht der Gäste entsprach mustergültig dem Matchplan von Trainer Marco Lohsse und war keineswegs unverdient. Was auch immer Dreieich versuchte, es stand immer ein Lehnerzer Bein im Weg und mit zunehmender Dauer schlichen sich auch immer mehr individuelle Fehler ein. Erst in der 88. Minute gelang der Durchbruch, als Amani für Schnier auflegte und dieser den Ball rechts in die Maschen dreschen konnte. Ein letztes Aufbäumen folgte, kam jedoch zu spät um an der Punktevergabe etwas zu ändern.

Am kommenden Freitag steht für Dreieich bereits das vorgezogene Rückspiel gegen Ederbergland auf dem Programm, Lehnerz empfängt ebenfalls am Freitag den SV Steinbach.

 

Stimmen zum Spiel

Marco Lohsse (Trainer TSV Lehnerz): „Wir sind letztes Jahr hier angereist, hatten uns ebenfalls viel vorgenommen und sind dann auf gleichem Geläuf mit 5:0 unter die Räder gekommen. Dieses Jahr hat uns Co-Trainer Ralf Weber freundlicherweise schon gestern darüber informiert, dass es wahrscheinlich wieder auf Kunstrasen gehen würde. Darauf waren wir eingestellt, wir wussten, dass uns Dreieich wieder früh unter Druck setzen wollte, haben aber das System ein bisschen geändert – letzte Woche hatten wir hinten noch mit einer Dreierkette agiert – heute haben wir mit einem 4-3-2-1 in der Defensive agiert und in der Offensive noch einen Mann nach vorne gezogen. Wir haben bewusst gesagt, dass wir den Spielaufbau nicht kontrollieren wollen, denn wenn uns Dreieich in den Nahtstellen die Bälle abluchst, werden sie immer wieder gefährlich. Es war, glaube ich, kein sehr schönes Spiel, viele lange Bälle. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Spiel meiner Mannschaft sehr zufrieden.“

Rudi Bommer (Trainer SC Hessen Dreieich): „Ich denke, dass man auf jedem Belag spielen können muss. Das hat meine Mannschaft heute nicht so angenommen. Wir hatten einen sehr pomadigen Auftritt. Das sieht man an den Torchancen, die wir zu Anfang hatten. Vor dem 1:0 hatten wir eine Hundertprozentige, die musst du machen. Dann patzt du bei einer Standardsituation hinten und dann wird es schwierig. Wir haben versucht in der Halbzeit einige Dinge zu korrigieren, wir haben versucht mit Auswechslungen noch mehr Druck zu machen, das ist soweit auch gelungen. Aber wenn die Zeit wegläuft muss man hinten aufmachen, das ist völlig normal und in dieser Phase haben wir dann das zweite Tor kassiert. Lehnerz hatte hier einen sehr starken Auftritt, sie haben uns sehr gut gepresst. Wir waren einfach nicht auf der Höhe, um diese Dinge zu verhindern. Kompliment an den Gegner.“

(mb)