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Trotz Niederlage in Alzenau: SC Hessen Dreieich ist Meister

In einem rassigen Topspiel zog die Elf von Rudi Bommer und Ralf Weber mit 2:4 den Kürzeren, profitierte aber von Watzenborner Schützenhilfe und krönt sich zum zweiten Mal in Folge zum Hessenmeister.

Rudi Bommer und Ralf Weber veränderten ihre eingespielte Startelf auf einer Position: für den verletzten Loris Weiss rückte Marc Schnier erwartungsgemäß ins offensive Mittelfeld. Ansonsten blieb es bei der alten Sportweisheit: „Never Change a Winning Team“.

Für beide Mannschaften ging es um viel: Alzenau musste sich die letzte theoretische Chance auf den Relegationsplatz bewahren, zudem wollten die Bayern ihre weiße Heimweste verteidigen. Dreieich brauchte mindestens einen Punkt, um die Meisterschaft vorzeitig aus eigener Kraft unter Dach und Fach zu bringen. Entsprechend vorsichtig starteten beide Seiten in die Partie.

Dreieich im Verlauf der Anfangsphase dann mit den ersten starken Aktionen: Zunächst steckte Alban Lekaj über rechts zu Schnier durch, dessen Hereingabe aber haarscharf an Freund und Feind vorbeizog (12.), kurz darauf zwang Tino Lagator mit einem spektakulären Fallrückziehen Alzenaus Keeper Ioannis Takidis zu einer Glanzparade (14.).

Dreieich nun gut im Spiel und mit Zug zum Tor, was Alzenau wiederum Raum zum Kontern bot. In Minute 21 startete Can Cemil Özer, der sich in der kommenden Saison den Dreieichern anschließen wird, ein furioses Dribbling durch zwei Abwehrreihen, das erst von Pierre Kleinheider im Dreieicher Kasten mit einer Fußabwehr in höchster Not gestoppt werden konnte. Zwei Minuten später blockte Niko Opper einen Schuss von Anthony Wade kurz vor der Torlinie.

Es ging hin und her, das Spiel hatte sich zu einem offenen Schlagabtausch entwickelt. In der 25. Minute schickte Denis Talijan seinen Sturmkollegen Lagator auf die Reise, dieser tauchte allein vor dem Keeper auf, Takidis bekam jedoch gerade noch eine Hand an den Ball. Das erste Tor lag in der Luft – und es erzielte der Gastgeber aus Alzenau. Wade enteilte Talijan über die linke Seite, brachte den Ball ins Zentrum zu Özer, der cool danke sagte und zur Alzenauer Führung vollendete (26.).

Die Dreieicher Antwort ließ allerdings nicht lange auf sich warten: In der 31. Minute chippte Schnier das Spielgerät elegant auf Opper, der von der Grundlinie aus den Ball scharf hereinbrachte und am ersten Pfosten Lagator fand. Der kroatische Goalgetter zeigte seine ganze Klasse und vollstreckte sehenswert mit der Hacke ins kurze Eck zum 1:1.

Es blieb auch im Anschluss ein Spiel mit hoher Intensität und einigen Torraumszenen, die echten Highlights brachte aber erst die Nachspielzeit der ersten Hälfte: Zunächst spielte Daniel Henrich seinen Kollegen André Fließ in zentraler Position frei, der 26-Jährige konnte sich die Ecke aussuchen, schoss den Ball jedoch zum Entsetzen der mitgereisten Dreieicher Fans knapp links am Tor vorbei. Statt mit einer Führung ging der Meisterschaftsanwärter mit einem Rückstand in die Kabine, denn auf der Gegenseite fuhr Alzenau einen weiteren brandgefährlichen Konter wie aus dem Lehrbuch zu Ende (Wade, 45.+3).

Ohne Wechsel ging es in den zweiten Durchgang. Dreieich nach dem späten Nackenschlag unter Zugzwang, Alzenau stand hinten sicher und lauerte weiter auf Konter. Entsprechend lange dauerte es, bis es zu ersten Torabschlüssen kam. Fließ mit einem zu mittig platzierten Schuss (58.), ein abgefälschter Versuch von Schnier (60.) und ein Pfund von Talijan aus der zweiten Reihe (64.) brachten allesamt nicht den gewünschten Erfolg.

In der 69. Minute war es dann erneut Fließ, der die bis dahin beste Chance der zweiten Hälfte vergab. Sein Schuss aus der Drehung ging zwar deutlich am Tor vorbei, aufgrund der guten Position war jedoch wesentlich mehr möglich. Effektiver präsentierten sich die Gastgeber: nach einer Ecke in der 75. Minute nutzte Alzenau-Kapitän Marcel Wilke die Konfusion in der Dreieicher Box und erhöhte auf 3:1. Die Gäste mussten aufmachen und boten den Bayern jede Menge Raum für Gegenstöße. In der 81. Minute tauchte Dominique Jourdan nach einigem Hin und Her frei vor Kleinheider auf, überlupfte den Dreieicher Tormann sehenswert, verfehlte das Tor aber um Zentimeter.

Eine Minute darauf hätte Zubayr Amiri verkürzen können, zielte aber ebenfalls zu ungenau. Wie es richtig gemacht wird, zeigten die Hausherren: Auflösungserscheinungen in der Dreieicher Abwehr, der eingewechselte Elias Niesigk alleine vor Kleinheider mit dem Auge für Özer und es stand 4:1. Zwar brachte Lagator seine Farben in der 88. Minute noch auf 2:4 heran, für mehr reichte es aber nicht, auch weil der eingewechselte Carlos McCrary in der 90. Minute nur den Pfosten traf. Das Spiel endete mit 4:2 für Alzenau, zu diesem Zeitpunkt führte Verfolger Lehnerz in Pohlheim mit 2:1, was die Dreieicher Meisterfeier um mindestens eine Woche verschoben hätte.

Als die erlösende Nachricht vom Watzenborner Ausgleich die Runde machte, war der Großteil der Mannschaft bereits mit hängenden Köpfen vom Platz geschlappt. Was dann folgte war zunächst verhaltener, dann aber doch standesgemäßer Jubel. Die Enttäuschung über die eben kassierte Niederlage wich allmählich der Erleichterung und der Gewissheit, es geschafft zu haben. Trotz der Pleite war es eine bärenstarke Saison mit einem mehr als verdienten Titel schon zwei Spieltage vor Schluss.

(mb)