Weiße Weste auch in der Gebrüder-Grimm-Stadt: Der SC Hessen Dreieich feiert beim Hanauer SC 1960 einen am Ende ungefährdeten 3:0-Erfolg und bleibt damit in der Vorbereitung weiterhin ungeschlagen. Die Tore für Dreieich erzielten Böttler, Fließ und Reljic.
Das Trainergespann Rudi Bommer und Ralf Weber veränderte seine Startelf gegenüber der Hitzeschlacht in Waldgirmes auf gleich sechs Positionen. Für Kleinheider, Gavric, Alikhil, Klein, Özer und Lagator rotierten Czirbus, Henrich, Amiri, Teklab, Böttler und Fließ in die Startelf unserer Rot-Weißen.
Bei märchenhaftem Wetter im Herbert-Dröse-Stadion, bauten die Regionalligisten kontrolliert auf, während die Heimmannschaft auf aggressives Pressing setzte.
Trotzdem dauerte es nur eine Zeigerumdrehung, bis Dreieich zum ersten Abschluss kam: André Fließ mit dem Ball auf Alexandros Theodosiadis, der aus spitzem Winkel das Tor verfehlte. Beide Mannschaften versuchten auffällig oft über schnelles Flügelspiel zum Abschluss zu kommen, wenngleich es bis zur 13. Minute dauerte, bis der Gast erneut gefährlich wurde. Eine Kombination über außen zwischen Amiri und Fließ fand nach einer Flanke schließlich den Fuß von Denis Streker, der direkt abnahm, allerdings in Hanaus Torwart Jannis Pellowski seinen Meister fand (13.).
Die Bommer-Elf in der Folge drückend, die Mannschaft von Antonio Abbruzzese auf Entlastungskonter ausgelegt. Ein Pass von Fließ durch die Mitte der Hintermannschaft des Verbandsligisten erreichte im Anschluss erneut Streker, der den Ball von der Ecke des Fünfmeterraumes links am Tor vorbeischoss (20.). Der SC Hessen bis dato zwar mit den besseren Chancen, doch die zwei Klassen tiefer spielenden Fußballer hielten stark dagegen und gestalteten das Spiel sowohl optisch, als auch ergebnistechnisch ausgeglichen. Es entwickelte sich gar eine leichte Drangphase der Hausherren, welche die Gäste eiskalt ausnutzten.
Ein Pass von Henok Teklab durch die Schnittstelle der Hanauer Abwehr fand Yves Böttler, der aus 13 Metern halblinker Position flach in die rechte untere Ecke zum 0:1 abschloss (28.). Im direkten Gegenzug ließ sich Denis Talijan zu einem riskanten Rückpass auf Keeper Marcel Czirbus hinreißen, der jedoch knapp vor dem heranpreschenden Stürmer der Gastgeber klären konnte. Anschließend trieb Dreieich den Ball wieder vermehrt über die Flügel, Teklab brachte den Ball stark in die Mitte, Fließ erwischte das Spielgerät allerdings nicht voll.
Fünf Minuten später zog Zubayr Amiri bis zur Grundlinie durch und spielte den Ball zurück auf den Fünfer, von wo aus Fließ trocken einzunetzen wusste und auf 0:2 stellte. Nur Sekunden zuvor war Amiri noch nach einem starken Packing-Pass von Talijan am gegnerischen Schlussmann gescheitert (33.). Der Regionalligist kehrte nun zum kontrollierten Spielaufbau der ersten Viertelstunde zurück, gerade die Innenverteidigung aus Talijan und Keanu Hagley wurde gesucht um das Angriffsspiel aus der eigenen Hälfte einzuleiten. Hanau, angetrieben vom starken Baris Özdemir, suchte Entlastung und scheiterte aus 20 Metern und halbrechter Position, nur knapp verpasste der Schuss der Stürmers das linke, untere Toreck.
Kurz darauf war es wieder Özdemir, der per starkem Zuspiel einen Angriff der Hausherren einleitete. Sein Traumpass erreichte Aleksandar Mastilovic, der an der Strafraumgrenze zwar den herausgeilten Hessen-Torwart Czirbus umkurvte, dann aber das leere Tor nicht traf (38.).
Dreieich antwortete über Böttler, der zunächst Teklab auf dem Flügel einsetzte, dessen anschließende Hereingabe jedoch nicht erreichte (39.). Der SC Hanau versuchte in dieser Phase die weit aufgerückte Hintermannschaft des SC Hessen mit hohen Bällen zu überspielen, was letztlich zu keiner nennenswerten Tormöglichkeit führte.
Die letzte Chance vor der Halbzeit gehörte dann wieder den Hanau, Daniel Erbe setzte nach einer Ecke zum Volley an, zog aber unter dem Raunen der Heimfans knapp halbhoch rechts am Tor vorbei. Schiedsrichter Kevin Kuchler nahm dies zum Anlass die Teams pünktlich in die Kabine zu schicken. In der Halbzeit tauschte Rudi Bommer die halbe Mannschaft aus. Für Talijan, Opper, Streker, Fließ und Böttler kamen Gavric, Klein, Alikhil, Reljic und Özer. Lediglich Schnier, Salii und Stammtorhüter Kleinheider blieben auf der Bank.
Nach der Halbzeit begann der Gast aus dem Offenbacher Landkreis direkt druckvoll, dennoch waren es die Gastgeber, die per Fernschuss die erste Chance des zweiten Abschnitts markierten – Dreieichs junger Keeper Czirbus konnte sicher parieren (52.). Der Regionalligist ließ sich davon nicht irritieren und kam durch Amiri und nach starker Flanke von Danny Klein zum Abschluss, im Gegenzug zeigte sich nun der gegnerische Schlussmann ebenfalls hellwach und entschärfte den Torversuch aus fünf Metern. Dieser hätte aber auch im Erfolgsfall keine Gültigkeit besessen, entschied das Schiedsrichtergespann doch auf Abseits (55.).
Nach einigen unnötigen Ballverlusten besann sich der amtierende Hessenmeister zu einer traumhaften Kombination, ausgehend von Toni Reljic, der einen öffnenden Pass auf Amiri spielte, welcher direkt an Can Özer weitergab, dessen Abschluss knapp über das Gehäuse der Hausherren strich, Keeper Pellowski hatte ihn gerade noch dorthin ablenken können (59.).
Nach den letzten beiden Wechseln der Gäste, Fidan Salii und Marc Schnier waren in der 61. Minute für Amiri und Teklab gekommen, schnürte Dreieich die Heimmanschaft geradezu in deren Hälfte ein, mehr als fünf Minuten lang kannte das Spiel nur eine Richtung. Da dies allerdings keinen weiteren Treffer einbrachte, schüttelte sich der Verbandsligist einmal und befreite sich. Von beiden Außenpositionen abwechselnd schlugen die Gastgeber den Ball in den Strafraum, hatten aber das Pech, dass die Flanken ungenau kamen und keinen Abnehmer fanden.
Aus einer im Folgenden massiveren Abwehr heraus übernahm nun der SC Hessen wieder die Kontrolle. Zunächst vertendelte Salii den Ball nahe der Außenlinie, behauptete sich dann dennoch bissig und verpasste aus spitzem Winkel und halbrechter Position nur knapp den linken Torwinkel. Reljic (per Seitfallzieher) und erneut Salii verpassten im Anschluss aus aussichtsreicher Position und konnten ihre Möglichkeiten nicht nutzen (72.). Drei Minuten darauf lag der Ball im Netz der Abbruzzese-Elf, nachdem Özer und Reljic einen doppelten Doppelpass zelebriert hatten, der Unparteiische verhinderte den Torjubel allerdings per Abseitspfiff.
Von nun an traten die Gäste dominant auf und ließen kaum noch etwas zu. Die Ausnahme bildete ein Konter über den mit Özdemir stärksten Mann des SC aus Hanau, Abassin Alikhil, der die Kapitänsbinde seit der Halbzeit trug, hatte geistesgegenwärtig reagiert und den Anschlusstreffer im Ansatz verhindern können. Im direkten Gegenzug brachte Schnier eine scharfe Hereingabe auf Reljic, dessen Direktabnahme aus spitzem Winkel jedoch knapp am Ziel vorbeizog. Die Grimm-Städter sendeten ihr letztes Lebenszeichen in der 85. Minute, der Verzweiflungsschuss aus über 50 Metern stellte für den heute wieder einmal sicheren Czirbus keinerlei Problem dar.
Den Schlusspunkt markierte Reljic, der nach starkem Solo von Schnier und intelligenter Ablage von Özer auf den Fünfmeterraum zurück eiskalt ins rechte Eck einnetzte und somit in der 86. Minute den 0:3-Endstand herstellte. Bis zum, erneut pünktlichen, Abpfiff taten sich beide Mannschaften nicht mehr weh und spielten die letzten Minuten eines umkämpften und ansehnlichen Testspiels herunter.
Dreieich, das seine starke Frühform erneut bestätigen konnte, durfte mit dem Ergebnis ähnlich zufrieden sein wie der kampfstarke SC Hanau mit seiner dargebotenen Leistung.
SC Hessen-Coach Rudi Bommer wusste das Ergebnis nach dem Schlusspfiff gelassen einzuordnen: „Das war ein guter Test und auch das Ergebnis geht in Ordnung. Man hat gesehen, dass die Mannschaft in dieser Phase der Vorbereitung bis an die Grenze gehen musste. Wichtig war, dass sie laufen, am Ende war die Luft ein wenig raus. Wir haben in dieser Woche ganz bewusst drei Spiele angesetzt um die Belastung noch einmal zu steigern, schon am Samstag testen wir ja das letzte Mal vor Beginn der Regionalliga. Danach werden wir die Belastung wieder drosseln und auch Erholungsphasen einbauen, um frisch in die Saison zu starten.“
(tw/ms)
SC Hessen Dreieich: Czirbus, Theodosiadis, Hagley, Talijan (46. Gavric), Opper (46. Klein), Henrich, Streker (46. Alikhil), Fließ (46. Reljic), Böttler (46. Özer), Teklab (61. Schnier), Amiri (61. Salii)
SC Hanau 1960: Pellowski, Bleibdray, Werner, Itoi, Gültekin, Mahboob, Okutan, Özdemir, Mastilovic, Braus, Erbo (Ersatz: Kurt, Erdogan, Demir, Süsin, Boateng, Drame, Demir)