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SC Hessen Dreieich verliert denkwürdiges Abendspiel in Mannheim

Niederlage nach fulminantem Schlagabtausch: Der SC Hessen Dreieich verliert nach langem Kampf gegen den SV Waldhof Mannheim am Ende verdient mit 2:4 im Mannheimer Carl-Benz-Stadion und kommt leider mit null Punkten nach drei Spielen in den Fußballkreis Offenbach zurück. Die Tore für den SC Hessen vor 2.981 Zuschauern erzielten Klein und Alikhil.

Bestes Fußballwetter bei knapp über 30 Grad, ein leichter Wind und freundschaftliche Volksfeststimmung im altehrwürdigen Carl-Benz-Stadion: Alles war angerichtet für ein denkwürdiges Pflichtspieldebüt des SC Hessen Dreieich außerhalb von Hessen.

Mit zwei Veränderungen in der Startelf im Vergleich zur Heimspielpremiere vor drei Tagen ging der SC Hessen Dreieich in sein erstes Abendspiel in der Regionalliga: Im zentralen, defensiven Mittelfeld blieb Keanu Hagley auf der Bank, für ihn startete Daniel Henrich. Eine kleine Überraschung hatte Rudi Bommer mit dem Startelfeinsatz von Danny Klein parat, der Zubayr Amiri ersetzte.

Dreieich startete direkt frech und versuchte die Hausherren mit frühem Pressing schon an der Mittellinie nicht ins Spiel kommen zu lassen. Und es dauerte nicht lange, da lag in der vierten Minute der Ball im Tor der Mannheimer. Danny Klein erreichte eine Flanke von Tino Lagator, der den Ball zuvor im Strafraum nach Fehlpass der Waldhöfer erlaufen hatte und den Mannheimer Torhüter Markus Scholz mustergültig überspielte, womit Klein nur noch einnicken musste. In dieser Szene verletzten sich allerdings sowohl Klein, als auch Scholz, die im Anschluss an den Kopfball zusammengeprallt waren. Für Klein zog dies eine rund dreiminütige Behandlungspause nach sich, Scholz blieb knapp fünf Minuten liegen. Beide konnten allerdings zunächst weiterspielen. Mannheim antwortete mit wütenden Gegenangriffen, im Strafraum passte Dorian Diring in Bedrängnis auf Maurice Deville, dessen Schuss geblockt wurde.

Mannheim übernahm nun die Kontrolle, der SC Hessen, defensiv gallig und lautstark angetrieben von Chefcoach Bommer, setzte auf flinke Nadelstiche bei Balleroberung. Nach 12 Minuten brachte Timo Kern einen Freistoß aus rund 30 Metern auf den Kasten von Pierre Kleinheider, der den Aufsetzer nur abklatschen lassen konnte. Den zweiten Ball vermochte jedoch kein Mannheimer in eine weitere Torchance umzumünzen. Einen weiteren Freistoß aus halbrechter Position und rund 25 Metern konnte Kleinheider aus dem Fünfmeterraum heraus wegfausten (14.).

Auch die Gäste aus Hessen kamen in der 16. Minute zu einer aussichtsreichen Freistoßgelegenheit. Ljubisa Gavric konnte seinen flachen, harten Direktschuss nicht genau genug platzieren, der Ball strich fünf Meter am linken Pfosten vorbei. Das lautstarke und emotionale Mannheimer Publikum hatte das Carl-Benz-Stadion zu diesem Zeitpunkt bereits in einen Hexenkessel verwandelt und kommentierte die Entscheidungen von Schiedsrichter Benedikt Seyler mit voller Inbrunst.

Nach zwanzig gespielten Minuten zeichnete sich ein Kampfspiel ab: Dreieich, weiter stark im Pressing und gierig auf jeden Ball, gab keinen Zentimeter ohne leidenschaftlichen Einsatz her, die optisch überlegenen Mannheimer konnten sich nicht gefährlich vors Tor der Hessen spielen.
Die Taktik aus einer bissigen Defensive heraus schnelle Gegenstöße zu setzen ging bis hierher voll auf. In der 25. Minute bat Schiedsrichter Seyler zur ersten Trinkpause des Spiels, in der Danny Klein signalisierte, dass es für ihn nicht weitergehe. Für ihn kam der gebürtige Mannheimer Nico Seegert in seiner Heimatstadt zu seinem Debüt für den SCHD.

In der 29. Minute holte sich Denis Streker in der gegnerischen Hälfte die gelbe Karte ab, als er die Chance auf einen schnellen Angriff der Gastgeber mit einem Foul unterband. Etwas mehr als eine halbe Stunde war gespielt, als sich das Mannheimer Publikum von den Sitzen erhob und versuchte das Heimteam anzutreiben. Nach 34 Minuten war es trotzdem Abassin Alikhil, der einen gefährlichen Abschluss aus rund zwanzig Metern nur leicht neben das Tor setzte. Im direkten Anschluss erlief André Fließ an der Strafraumkante einen gefährlichen Ball und ließ einen ansehnlichen Schuss aus spitzem Winkel auf das Tor der Mannheimer folgen, Torwart Scholz klärte mit einer reaktionsschnellen Fußabwehr. Nicht weniger wach zeigte sich im direkten Gegenzug Kleinheider, der einen hohen Distanzschuss der Mannheimer entschärfen konnte. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt komplett ausgeglichen, beide Teams drängten mit offenem Visier auf ein Tor.

Ein Klassenunterschied zwischen dem hessischen Aufsteiger und dem Vizemeister der Vorsaison war nicht zu sehen, im Gegenteil: Nur der Abseitspfiff verhinderte in der 44. Minute eine hundertprozentige Torchance der Gäste, als Lagator durchgebrochen war und nur noch hätte einschieben müssen. Zum Ende der ersten Hälfte hin bäumte sich der SV Waldhof noch einmal auf, nach einem Fehler von Alexandros Theodosiadis war Valmir Sulejmani auf dem rechten Flügel frei durch, bediente in der Mitte Jannik Sommer, der aber aus wenigen Metern am überragenden Reflex von Gästekeeper Kleinheider scheiterte.

Besser machte es in der sechsten Minute der Nachspielzeit dann Jan Just, der einen wuchtigen Kopfball vom linken Eck des Dreieicher Fünfmeterraums in den Winkel drücken und damit den späten Halbzeitstand von 1:1 markieren konnte.

Unverändert schickten beide Trainer ihre Mannschaften in die zweite Halbzeit, in der Dreieich, ähnlich wie zu Beginn des Spiels, mit großem Einsatz im Zweikampf begann. Ein Gedankenblitz von Seegert landete, verlängert von Lagator, bei Alikhil, der in der 48. Minute aus fünf Metern überlegt halbhoch zum 1:2 für die Gäste einnetzte – die erneute frühe Führung des Aufsteigers.

Nach 50 Minuten konnte Denis Talijan einen Angriff der Mannheimer am rechten Eck des Strafraums nur mit einem unsauberen Tackling klären, was ihm die gelbe Karte und den Mannheimern einen Freistoß aus guter Position einbrachte, der allerdings nicht zu echter Torgefahr führte. In der 53. Minute spielte Diring dann Kern frei, der plötzlich sträflich freistehend aus etwa elf Metern und halbrechter Position abschließen konnte und das 2:2 für die Gastgeber erzielte.

55 Minuten waren gespielt, als SCHD-Coach Bommer den angeschlagenen Theodosiadis vom Feld nehmen musste und versuchte mit Henok Teklab neuen Schwung in die Offensivbemühungen der Gäste zu bringen. Nach knapp einer Stunde wurde der offene Schlagabtausch zum Flutlichtspiel, Mannheim nahm dies als Initialzündung für einen fantastischen Angriff: Maurice Deville enteilte auf dem linken Flügel Nico Seegert und legte quer auf Diring, der keine Mühe hatte mit dem 3:2 die erste Führung des SV Waldhof zu markieren.

Doch damit nicht genug: Nach langem Ball von Mete Celik und einem kapitalen Fehler von Talijan, der sich komplett verschätzte, fiel das Spielgerät vor die Füße von Deville, der Kleinheider keine Chance ließ und in der 66. Minute das schnelle 4:2 nachlegte. Hessens Trainer Bommer reagierte umgehend und brachte mit Can Özer für Streker einen weiteren Stürmer.

Der Torschütze zum 3:2, Diring, holte sich daraufhin in der 73. Minute den gelben Karton ab, als er Teklab per Zerren am Trikot daran hinderte zum Konter durchzustarten, nachdem der junge Dreieicher den Ball zuvor intelligent erobert hatte. Drei Minuten später spielte Özer Teklab dann an der Strafraumgrenze frei, allerdings geriet der Abschluss zu schwach. In der 77. Minute konnte das 5:2 der Gastgeber durch Sulejmani nur vom Pfosten verhindert werden. Eine Minute später scheiterte Michael Schulz im Anschluss an eine Ecke mit seinem Kopfball über das Tor nur knapp. Mannheim hatte mittlerweile das Spiel komplett im Griff und ließ den Gästen nur wenig Raum für Entlastungsangriffe. Talijans Kopfball aufs Tor nach einer Flanke von Teklab kurz nach der Doppelchance der Mannheimer geriet nicht zwingend genug, war jedoch noch die beste Chance der Gäste.

Nun nahm Mannheim einen Gang raus und verlegte sich weitestgehend darauf das Ergebnis zu verwalten. Zwar war der SV Waldhof weiter die klar dominante Mannschaft, spielte nun aber kräftesparender und nicht mehr mit aller Macht auf ein weiteres Tor. Kurz vor Schluss durfte sich der überragende Deville feiern lassen, als er das Feld für Morris Nag verließ. Dasselbe galt für Jannik Sommer, der einige Sekunden später Platz für Jonas Weik machte.

Dreieich hätte in der Nachspielzeit noch Ergebniskosmetik begehen können, Teklab aber scheiterte nach genauer Flanke von Fließ am Schlussmann der Waldhöfer. Kurz darauf beendete Schiedsrichter Seyler ein grandioses und mitreißendes Fußballspiel, das nicht nur dem jungen Regionalligisten aus Hessen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Stimmen zum Spiel:

Rudi Bommer (Trainer SC Hessen Dreieich): „Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben im Pressing nicht locker gelassen und das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten: Frech zu sein, Nadelstiche zu setzen. Ich denke, das ist weitestgehend aufgegangen. Wenn du auswärts in Mannheim zwei Tore machst und zwei Mal in Führung gehst, musst du das Spiel eigentlich ziehen. Bis zur 60. Minute sah das auch richtig gut aus. Nach den erzwungenen Auswechslungen hatten wir gravierende Umstellungen und waren dann nicht mehr so konzentriert und haben Böcke geschossen. Wenn du dann noch zwei Tore hintereinander bekommst, das Spiel im Grunde verschenkst, kommst du so einfach nicht mehr zurück. Am Ende wurde Mannheim noch einmal richtig stark und wenn du das Spiel dann mit 4:2 verlierst, brauchst du da gar nicht mehr viel sagen. Dann war der Gegner einfach besser.“

Bernhard Trares (Trainer SV Waldhof Mannheim): „Wir wollten unser Spiel aufziehen wie gewohnt, was bei diesen Platzverhältnissen aber leider nicht möglich ist. Der Gast hat sich darauf besser eingestellt, extrem stark gepresst. Damit sind wir überhaupt nicht klar gekommen. Schon in der Trinkpause haben wir einige Veränderungen vorgenommen um auf die Bedingungen zu reagieren. Mit dem Halbzeitpfiff haben wir den Ausgleich erzielt, in der Pause habe ich die Mannschaft neu eingestellt. Trotz allem haben wir es kurz nach Wiederanpfiff nicht verstanden den Ball einfach wegzuschlagen und bekommen auf diesem Platz das 1:2. Ich muss sagen diese Mannschaft hat immer eine tolle Moral und hat es dann auch umgesetzt eher den langen Ball zu spielen. So sind wir dann zu einigen Chancen gekommen und hätten das eine oder andere Tor mehr machen können. Auf der anderen Seite war das Ergebnis ein stückweit zu hoch, weil Hessen Dreieich in der ersten Halbzeit klasse gespielt hat, da haben sie ausgesehen wie ein Sieger. In der zweiten Halbzeit konnten wir das ein bisschen drehen. Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben, Moral gezeigt haben, Kompliment an meine Mannschaft.“

(tw/ms)

SC Hessen Dreieich: Kleinheider, Gavric, Theodosiadis (55. Teklab), Henrich, Alikhil, Klein (25. Seegert), Talijan, Streker (67. Özer), Lagator, Opper, Fließ

SV Waldhof Mannheim: Scholz, Celik, Conrad, Schuster, Diring, Sulejmani, Kern, Deville (90. Nak), Sommer (90. Weik), Just, Schulz

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