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Hoffenheim zu stark für den SC Hessen Dreieich

In einer starken ersten Hälfte inklusive Führung und emotionalem Moment durch Toni Reljic vergisst es der SC Hessen, sich weiter zu belohnen und hat in der zweiten Hälfte keine Chance, das Spiel noch zu drehen. Für die Sinsheimer treffen Görlich, Baumgartner, Elmkies und Göswein.

Bei strahlendem Sonnenschein betraten die Mannschaften den satt grünen Rasen im Hahn Air Sportpark, Heimcoach Volker Becker schickte seine Mannen auf drei Positionen verändert im Vergleich zur Vorwoche ins Spiel. Statt Kai Hesse, Constant Djakpa und dem verletzten Danny Klein betraten Abassin Alikhil, Nico Seegert und Kevin Pezzoni vor 359 Zuschauern das Spielfeld von Beginn an. Nach etwas mehr als fünf Minute feuerte Trainer Becker seine Jungs erstmals lautstark an und bekundete sein Wohlgefallen am selbstbewussten Start seiner Männer. Die „kleine TSG“ ging mit einer durchaus starken Besetzung ins Rennen, so war unter anderem der aus einer Verletzungspause zurückkehrende Lukas Rupp mit an Bord, der in 129 Bundesligaspielen bereits 14 Tore und 12 Assists verbuchen konnte und schon zeitnah wieder eine Option im Bundesliga-Saisonendspurt für Julian Nagelsmann darstellen könnte.

Nach knapp zehn Minuten ein gleich in doppeltem Sinne wunderbarer Moment von Toni Reljic: Zunächst nahm er an der Strafraumkante Maß und versenkte den Ball sehenswert zum 1:0 im Winkel, doch statt zu jubeln drehte er Richtung Auswechselbank ab, schnappte sich ein Trikot des schwer verletzten Danny Klein und hielt es in Richtung der Zuschauer – eine ganz starke Geste, die mit tosendem Applaus gewürdigt wurde.

Fünf Minuten später war es dann Abassin Alikhil, der für die in der Startphase klar spielbestimmenden Hausherren aus 16 Metern zentral abzog, sein passabler Schlenzer zog nur um Haaresbreite am rechten unteren Eck vorbei. 20 Minuten waren gespielt und die Zweitvertretung der TSG mühte sich, kam aber zu keiner echten Gelegenheit. Dann die Schrecksekunde: Dominic Rau musste am eigenen Strafraum behandelt werden und wurde von Physiotherapeutin Vanessa Aurich vom Feld geführt, konnte jedoch weiterspielen. Den nach der schweren Verletzung Kleins in der Vorwoche noch immer ein wenig geschockten Fans des SCHD wurde dennoch erst einmal mulmig zumute.

In der 25. Minute fast das 2:0. Nico Seegert antizipierte in der eigenen Hälfte einen Ball aus Reihen der Hoffenheimer und steckte klasse durch zu Reljic, der Spielmacher leitete direkt und gezielt auf den rechten Flügel weiter, wo Zubayr Amiri den Ball mitnahm und aus spitzem Winkel aufs lange Eck zielte. Erneut fehlten nur Millimeter. Im Gegenzug hatten die Hoffenheimer ihre erste echte Chance, Baumgartner scheiterte aus naher Distanz am glänzend reagierenden Kleinheider.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde glich die junge Truppe aus dem Kraichgau aus. Luis Görlich stand am rechten Sechzehnereck sträflich frei und konnte sich die Ecke aussuchen. Sein zentraler Flachschuss auf Keeper Kleinheider flutschte irgendwie vorbei am Keeper zum 1:1 in die Maschen. Doch die Gastgeber ließen sich nicht beirren, nur eine Zeigerumdrehung später war es Gästekeeper Sebastian Gessl, der in höchste Not gebracht wurde. Den platziert auf seinen Kasten zukommenden Kopfball konnte er mit den Fingerspitzen gerade noch über die Latte lenken. In der 35. Spielminute tauchte Baumgartner im Strafraum auf und legte den Ball von der rechten Hälfte aus quer, Dominic Rau klärte auf der Linie vor gleich mehreren einschussbereiten Gästen. Kurz darauf nahm sich Baumgartner der Sache selbst an und zog vom Elfmeterpunkt aus ab – keine Chance für Kleinheider, 1:2 (36.).

Ein Spielstand, der das –geschehen nicht adäquat abbildete, war Dreieich doch die klar spielbestimmende, offensivere Mannschaft der ersten Halbzeit. Doch wie so oft spiegelte das Ergebnis den Unterschied in der Chancenverwertung, den Hoffenheimern reichten drei Chancen für zwei Tore: eiskalt. Und die Dusche sollte vor dem Pausenpfiff nicht wärmer werden für die chronisch glücklosen Hessen, Ilay Elmkies nahm aus rund 18 Metern zentral Maß und versenkte den Ball zum 1:3-Halbzeitstand.

Die zweite Hälfte, aus der beide Mannschaften unverändert auf den Platz kamen, begann wie die erste endete – mit einer brandgefährlichen Chance der Gäste, die einen Foulelfmeter zugesprochen bekamen. Thomas Gösweiner nahm Maß – allerdings ein wenig zu genau und so setzte er seinen Schuss an den rechten Pfosten. Glück für den SC Hessen, der somit vorerst im Spiel blieb. Fortan plätscherte das Spiel vor sich hin, die nächsten knapp 15 Minuten verstrichen bei bestem Fußballwetter weitestgehend ereignislos. In der 59. Spielminute wechselte SCHD-Coach Becker erstmals und tauschte seine Sturmspitze aus. Der heute wieder als Keilstürmer aufgestellte Kevin Pezzoni wich für den etatmäßigen zentralen Angreifer Tino Lagator. Nur eine Minute später setzte Dreieich ein Lebenszeichen. Reljics Doppelpack, der Torschütze zum 1:0 hatte aus halblinker Position im Strafraum abgezogen, verhinderte Gessl mit einem starken Reflex.

Kurz vor Anbruch der 64. Minute führte Becker seiner Truppe erneut frisches Blut zu, Mo Boukayouh ersetzte Abassin Alikhil. Sieben Minuten später die nächste Cance für die Hausherren. Amiri mit viel Zeit auf dem rechten Flügel, seine gefühlvolle Flanke auf den Fünfmeterraum verpasste der eingewechselte Lagator nur knapp. Direkt im Anschluss der letzte Personalwechsel durch Trainer Becker: Keanu Hagley durfte für Nico Seegert, der nach langer Verletzungspause ein gefälliges Comeback abgeliefert hatte, mitmischen. Bei Hoffenheim hatte Torschütze Görlich nun Schichtende, für ihn nahm Rui-Jorge Monteiro-Mendes Rasenkontakt auf.

Und weiter ging das Wechselspiel. Torschütze Elmkies hatte seinen Soll erfüllt und machte Platz für Tim Hüttl (78.), womit beide Übungsleiter ihre gesamten Wechselmöglichkeiten ausgeschöpft hatten. Der SCHD gab sich nicht auf. Angefeuert von Keeper Kleinheider, der einen Abstoß mit dem lautstarken Hinweis verband, dass noch zehn Minuten auf der Uhr wären, ging es in die Schlussphase. Amiri nahm den Faden auf und spurtete mit dem Ball am Fuß seine rechte Seite hinab, legte diesmal halbhoch und wieder zielgenau auf den in die Mitte einstartenden Lagator, der die Kugel erneut knapp verpasste.

Im Gegenzug machten die Sinsheimer den Sack zu, Göswein bleib vor dem Tor der Hausherren eiskalt und erhöhte auf 1:4 (84.). Mit einer letzten Chance für Amiri, der im Anschluss an eine Ecke per Direktabnahme abgeschlossen hatte, das Tor allerdings verfehlte, endete das Spiel mit einem nach 90 Minuten verdienten Sieg für die U23 der TSG Hoffenheim.

Stimmen zum Spiel

Marco Wildersinn (Trainer TSG Hoffenheim U23): „Unser Ziel war herzukommen und drei Punkte zu holen, dieses Vorhaben war nach dem frühen 0:1 etwas schwieriger. In der Szene haben wir nicht gut verteidigt. Wir haben aus viel Ballbesitz zu wenig klare Chancen herausgespielt. Als die Räume dann größer waren, haben wir es besser gemacht. Wir haben die Umschaltmomente gut genutzt und uns bis zur Halbzeit einen komfortablen Vorsprung herausgespielt. Nach der Halbzeit haben wir die Chance, das Ding endgültig zu entscheiden, lassen die aber liegen. Wir freuen uns über den Sieg und wünschen Dreieich alles Gute für die letzten Spiele.“

Volker Becker (Trainer SC Hessen Dreieich): „Und täglich grüßt das Murmeltier. In meiner Funktion als Spielanalyst habe ich bestimmt 15 bis 20 Spiele der Hoffenheimer gesehen in dieser Saison und wusste, was auf uns zukommt. Wir haben meiner Ansicht nach eine gute erste Halbzeit gespielt. Wir haben als Tabellenletzter zwar kein Offensivfeuerwerk abgebrannt, aber es taktisch gut gespielt. Wir haben die Räume eng gemacht und unsere Chancen generiert. Bis zur Halbzeit war das Chancenverhältnis ausgeglichen, aber es war wie jede Woche: Der Gegner macht die Tore dann, wir nicht. So gehen wir mit 1:3 in die Halbzeit und dann geht das Kopfkino los. Wir sollten vielleicht darüber nachdenken, in die Waschanlage zu gehen, weil die zweite Halbzeit ist dann einfach zu wenig. So kommst du gegen eine Mannschaft wie Hoffenheim, die spielerisch extrem stark ist, keine Stockfehler macht und teilweise wie aus dem Lehrbuch spielt, unter die Räder. Am Ende waren wir mit dem 1:4 noch gut bedient. Für Montag habe ich den Jungs freigegeben, damit sie den Kopf freibekommen. Wir haben noch vier Spiele, die wir mit dem in dieser Situation notwendigen Ernst angehen wollen.“

(ms)

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