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Torwahnsinn im letzten Spielviertel: VfB Ginsheim schlägt SCHD mit 5:2

Einer im Vergleich eher ereignislosen ersten Halbzeit folgt der Torreigen, innerhalb von gerade einmal zehn Minuten fallen ganze fünf Tore. Mit dem anschließenden 5:2 macht der VfB Ginsheim den am Ende völlig verdienten Heimsieg klar. Dem ehemaligen Dreieicher Stürmer Can Özer gelang dabei ein Dreierpack, die Tore für den SCHD erzielten Burcu und Akgöz.

Zum Anpfiff bei strahlendem Sonnenschein in Ginsheim schickte Lars Schmidt seine Mannen vor rund 300 Zuschauern in einer im Vergleich zur Vorwoche nur leicht veränderten Aufstellung ins Rennen. Den angeschlagenen Denis Streker ersetzte Canel Burcu, zusätzlich verzichtete Schmidt auf eine Doppelspitze und ließ Tino Lagator für den Spielmacher Abassin Alikhil auf der Bank. Auf Seite der Ginsheimer musste Henok Teklab passen, der sich im Abschlusstraining verletzt hatte.

Das Spiel begann verhalten, beide Mannschaften tasteten sich ab, sodass in den ersten zehn Minuten lediglich ein für SCHD-Keeper Marcel Czirbus ungefährlicher Flachschuss aufs Tor kam (4.) und sich ansonsten nichts Erwähnenswertes in den Strafräumen abspielte. Auch im Anschluss lauerten beide Mannschaften eher auf Fehler des Gegners, anstatt das Spiel an sich reißen zu wollen. Und Ginsheim lauerte erfolgreich. In der 17. Minute verlor Nicklas Pitas den Ball unglücklich an der Sechzehnerkante an den vom SC Hessen gekommenen Can Özer, der plötzlich freie Bahn hatte und die Torgelegenheit per Schuss aufs lange Eck eiskalt zum 1:0 für die Hausherren nutze.

Direkt nach Wiederanpfiff war Niko Opper frei durch, musste den Ball aber aus spitzem Winkel per Dropkick aufs Tor bringen, Ginsheims Schlussmann Frederic Erb hielt die Führung der Gastgeber stark fest. Die anschließende Ecke landete genau auf dem Kopf von Varol Akgöz, dessen Abschluss allerdings zu zentral aufs Tor flog und keine größere Gefahr für Erb darstellte. In der 22. Minute brachte Fabian Pfeifer eine scharfe Hereingabe in den Fünfmeterraum des VfB, doch die Hausherren konnten in höchster Not vor dem einschussbereiten Akgöz klären.

Weitere vier Minuten zogen ins Land, bis Özer von der Sechzehnmeterlinie abzog, Denis Talijan blockte den Schuss geistesgegenwärtig. Dann wieder Dreieich: Eine Flanke von Pfeifer erreichte Akgöz, der den Ball jedoch aus zu spitzem Winkel nur ans Außennetz setzen konnte. Im Gegenzug kam Simon Geisler nach einer starken Ballstafette des VfB aus 16 Metern halbrechts zum Schuss, verzog den Ball aber über das Gehäuse von SCHD-Torhüter Czirbus. Keine der Mannschaften konnte sich bis hierher eine klare Feldüberlegenheit erarbeiten, Ginsheim indes wirkte insgesamt einen Tick torgefährlicher.

Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff zog der gedankenschnelle Canel Burcu aus dem Zentrum auf die rechte Seite, flankte überlegt auf Akgöz, der aus zentraler Lage erneut an Erb scheiterte. Nach weitestgehend ereignisarmen Schlussminuten endete die erste Hälfte mit einem bis dahin nicht ganz unverdienten 1:0 für den VfB Ginsheim.

Nach Wiederanpfiff übernahm Dreieich das Kommando und versuchte mit wütenden Angriffswellen den Ausgleich zu erzwingen, doch der letzte Pass fehlte wieder und wieder, sodass die Druckphase nicht zu klaren Tormöglichkeiten führte. Nach zehn Minuten in der zweiten Halbzeit versuchte SCHD-Coach Schmidt mit Mirkan Kara für Fabian Pfeifer frischen Wind ins Offensivspiel zu bringen. Dennoch war es Ginsheim, das fast zum zweiten Tor kam. Nur drei Minuten nach Schmidts Wechsel war Liam Fisch frei vor dem Tor und spitzelte den Ball ans Lattenkreuz. Dabei prallte er mit Dreieichs Innenverteidiger Pitas zusammen, beide musste behandelt werden, konnten aber vorerst weiterspielen. Nachdem VfB-Trainer Artur Lemm in der 66. Minute Jakubovic für Geisler brachte, musste Pitas zwei Minuten später dann doch leicht humpelnd vom Platz, für ihn kam Wessam Abdel-Ghani, der nun links verteidigte, Domagoj Filipovic rückte auf die freigewordene Innenverteidigerposition.

In der 70. Minute war es ein misslungener Querpass der Dreieicher Verteidigung, der dazu führte, dass Can Özer erneut völlig frei vor dem Tor auftauchte und wie schon beim 1:0 eiskalt Nutzen aus dem Schnitzer in der Hintermannschaft des SCHD zog – 2:0 für Ginsheim. Ein Treffer, der einem Wahnsinn von ganzen fünf Toren in zehn Minuten die Tür öffnen sollte.

Denn im direkten Gegenzug kam Canel Burcu vor dem Tor der Hausherren frei zum Schuss und markierte den Anschlusstreffer (71.), den Özer nach einer Uneinigkeit in der Hintermannschaft des SCHD mit seinem dritten Treffer beantwortete (73.). Doch damit nicht genug. Einen Ballverlust aus einer offensiv wenig gewinnversprechenden Situation des Regionalliga-Absteigers nutzte Oliver Schmitt zu einem Lupfer von der rechten Kante des Fünfmeterraums der Gäste. Der Ball trudelte Richtung Torlinie, auf der Alikhil noch klären wollte – der Ball indes hatte die Linie schon überquert, wodurch Ginsheim auf 4:1 stellte (77.). Der fünfte Treffer dieser irrsinnigen zehn Minuten gelang dann wieder Dreieich, Akgöz kam nach einer Ecke wieder einmal mit dem Kopf an den Ball – diesmal setzte er das Spielgerät unwiderstehlich in die Maschen, wodurch er in der 80. Minute wieder leichte Hoffnungen bei den Rot-Weißen aufkeimen ließ.

Doch das zarte Pflänzchen der Hoffnung war nur fünf weitere Minuten später wieder gerupft, als der eingewechselte Jakubovic einen Sonntagsschuss per Bogenlampe vom rechten Flügel in den langen Winkel zauberte. Mit dem 5:2 war die Partie entschieden, in den letzten Minuten wollte kein weiteres Tor fallen. Völlig verdient behielt der VfB alle drei Punkte in Ginsheim, während der SC Hessen Dreieich vor allem mit seinen Leichtsinnsfehlern in der Defensive haderte.

Stimmen zum Spiel

Lars Schmidt (Trainer SC Hessen Dreieich):

„Es ist ein für mich sehr interessantes Spiel gewesen, weil ich viele Eigenschaften meiner Mannschaft kennenlernen konnte, die nicht so ergiebig sind. Wenn man das Spiel in der ersten Halbzeit sieht, kann man nicht davon ausgehen, dass es in dieser Höhe endet. Unser Hauptproblem ist, dass vier von fünf Gegentoren Produkte unserer eigenen Fehler waren. Beim 1:0 treffen wir die falsche Entscheidung, spielen quer, statt zu klären. Anschließend hatten wir ein leichtes spielerisches Übergewicht, was klar ist, da der Gegner auf Konter lauern kann. In der zweiten Halbzeit haben wir Druck aufgebaut und hatten in der Mannschaft das Gefühl, etwas reißen zu können. Dann spielen wir wieder den Querpass und es steht 2:0 für Ginsheim. Anschließend machen wir das Tor, sind uns im Gegenzug nicht einig, wer den Ball nehmen soll und es steht 3:1. Beim 4:1 schenken wir den Ball vorne in einer aussichtslosen 1-gegen-3-Situation her, kassieren das nächste Tor, spätestens dann sind natürlich alle Dämme gebrochen. Wir müssen uns hinterfragen. Das hat nichts mit fehlendem Engagement zu tun. Vielmehr müssen wir uns fragen, wie ernst wir die Situation nehmen. Sind wir in der Lage, einfache Lösungen anzubieten oder denken wir, dass wir etwas Besonderes machen müssen, weil wir der SC Hessen sind. Müssen wir nicht! Wenn wir das nicht ablegen, bekommen wir im Saisonverlauf noch häufiger unnötige Gegentore. Wir müssen den Ernst der Lage erkennen. Das werden wir sorgfältig analysieren und diesen grausamen Sonntag abhaken. Morgen sehe ich die Truppe wieder, dann sehen wir, was wir machen können. Glückwunsch an Ginsheim.“

Artur Lemm (Trainer VfB Ginsheim): „Wir sind das Spiel mit einem im Vergleich zur Vorwoche etwas defensiveren Ansatz angegangen, haben eine andere Formation erwartet bei Dreieich, dachten, sie würden mit zwei Spitzen spielen. Wir wollten mit Mittelfeldpressing und den sich daraus ergebenden Ballgewinnen in die Konter kommen, was uns immer wieder gelungen ist. Auch muss ich sagen, dass wir über das ganze Spiel gesehen deutlich torgefährlicher waren. In der Halbzeit habe ich einiges angesprochen, worauf wir aufpassen mussten, um das Spiel nicht kippen zu lassen. Dreieich hat teilweise mit schnellen Pässen gut kombiniert. Das konnten wir die meiste Zeit gut wegverteidigen. In der zweiten Halbzeit haben wir von den individuellen Fehlern der Dreieich profitiert, hatten noch weitere torgefährliche Situationen, die wir nicht so gut zu Ende gespielt haben. Aber auch die Fehler des Gegners musst du durch aggressives Anlaufen erst einmal provozieren und erkennen, was wir gut gemacht haben. Dass dann ein Ball wie beim 5:1 so in den Winkel fällt, passt zum Tag. Ich bin eigentlich zufrieden, aber wir müssen auch mal nur ein oder auch gar kein Gegentor bekommen, damit wir nicht immer drei oder mehr schießen müssen. Das offensive Umschalten aber war sehr gut.“

(ms)

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